In letzter Zeit werde ich immer häufiger gefragt: Kann man generative KI nutzen, um eine Marke zu entwickeln? Die Antwort mag überraschen: Ja, aber nur, wenn man sie mit Bedacht einsetzt, sie nicht als alleiniges Werkzeug betrachtet und sich der (aktuellen) Grenzen einer KI bewusst ist.
Das Aufkommen generativer KI hat zweifellos unsere Herangehensweise an Kreativität und Inhalte verändert. Doch wenn es um die Entwicklung einer Marke geht, die den rechtlichen Anforderungen folgt und beim Deutschen Patent. Und Markenamt (DPMA) oder dem Europäischen Markenamt (EUIPO) registriert werden kann, stoßen KI-Systeme an ihre Grenzen.
In diesem Artikel möchte ich beleuchten, warum die ausschließliche Verwendung von KI bei der Markenentwicklung problematisch sein kann, insbesondere wenn es um die Registrierung geht.
Die Funktionsweise generativer KI
Generative KI lernt aus großen Datenmengen und erkennt Muster, die es ihr ermöglichen, neue Inhalte zu erstellen. Diese KI-Modelle verwenden komplexe Algorithmen, um aus den gelernten Mustern neue Daten in Form von Bildern, Texten, Musik oder anderen Medien zu erzeugen. Durch den Einsatz von Techniken wie neuronalen Netzen können generative KI-Systeme realistisch aussehende Ergebnisse erzeugen, die auf den Mustern und Stilen der Trainingsdaten basieren. Letztendlich ermöglicht die generative KI die Erstellung neuer Inhalte, die oft kaum von menschlichen Inhalten zu unterscheiden sind, und wird in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt, von kreativem Design bis hin zur medizinischen Forschung.
Was muss bei einer Markenentwicklung beachtet werden?
Um eine gute Marke zu entwickeln, müssen mehrere wichtige Faktoren berücksichtigt werden. Zunächst ist es wichtig, eine klare und einzigartige Markenidentität zu definieren, die die Werte, die Vision und den Zweck des Unternehmens widerspiegelt. Dazu gehört die Definition des Markenimages, der Zielgruppe und der Alleinstellungsmerkmale.
Zweitens ist eine gründliche Marktforschung unerlässlich, um die Bedürfnisse, Vorlieben und Verhaltensweisen der Zielgruppe besser zu verstehen. Dies ermöglicht es, die Marke gezielt auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden auszurichten und Wettbewerbsvorteile zu identifizieren.
Drittens ist Konsistenz von entscheidender Bedeutung, sowohl in Bezug auf das Markendesign und die Markenbotschaften als auch in Bezug auf die Interaktion mit den Kunden. Ein konsistenter Markenauftritt über alle Kanäle hinweg stärkt das Markenimage und schafft Vertrauen und Wiedererkennung bei den Kunden.
Viertens sind für die Entwicklung einer guten Marke nicht nur kreative und marketingbezogene Überlegungen wichtig, sondern auch rechtliche Aspekte spielen eine entscheidende Rolle. Zunächst ist es unerlässlich, eine umfassende Markenrecherche durchzuführen, um sicherzustellen, dass die gewählte Marke oder zu ähnliche Marken nicht bereits von einem anderen Unternehmen verwendet werden. Diese Recherche sollte nicht nur den nationalen Markt, sondern auch den internationalen Raum umfassen, um mögliche Konflikte zu vermeiden.
Und was kann die KI?
Generative KI kann besonders gut in der kreativen Phase der Markenentwicklung eingesetzt werden, um innovative Ideen für Markennamen, Logos und Designs zu generieren. Aufgrund ihres Zugangs zu großen Datenmengen und ihrer Fähigkeit, Muster zu erkennen und zu kombinieren, kann KI eine Vielzahl potenzieller Markenkonzepte liefern, die als Inspiration dienen können.
Darüber hinaus kann KI dabei helfen, Markt- und Zielgruppentrends zu erkennen, indem sie Daten aus sozialen Medien, Online-Foren und anderen Quellen analysiert. Auf diese Weise kann KI Erkenntnisse liefern, die für die Entwicklung einer marktgerechten Marke von unschätzbarem Wert sind.
Die Grenzen von generativer KI erkennen
Die Grenzen der KI in der Markenentwicklung liegen vor allem in ihrer Fähigkeit, kreativ zu sein und menschliche Emotionen und Kontexte zu verstehen. Obwohl generative KI über beeindruckende Fähigkeiten zur Generierung neuer Ideen und Designs verfügt, fehlt ihr oft das Verständnis für die subtilen Nuancen und Feinheiten, die eine starke Marke ausmachen.
Eine weitere Einschränkung liegt in der rechtlichen Dimension. KI kann zwar bei der Markenrecherche helfen, aber sie kann die rechtlichen Anforderungen und Feinheiten des Markenrechts nicht vollständig verstehen. Die Entscheidung, ob eine Marke schutzfähig ist oder nicht, erfordert (noch) menschliches Urteilsvermögen und markenrechtliche Expertise.
Schließlich besteht eine weitere Herausforderung darin, dass KI-Modelle auf bestehenden Daten trainiert werden und daher dazu neigen, bestehende Muster zu reproduzieren. Dies kann dazu führen, dass generierte Markenkonzepte sich zu stark an bestehenden Marken orientieren, was zu Konflikten mit dem geistigen Eigentum anderer Unternehmen führen kann. Eine eigenständige Recherche und Bewertung möglicher Markenkonflikte mit bestehenden Marken kann die heutige KI noch nicht leisten.
Insgesamt liegt die Grenze der KI in der Markenentwicklung in ihrer begrenzten Fähigkeit, menschliche Kreativität, emotionale Intelligenz und kulturelles Verständnis zu reproduzieren. Während KI wertvolle Unterstützung bieten kann, sind menschliches Fachwissen und Urteilsvermögen nach wie vor unerlässlich, um eine erfolgreiche und rechtlich geschützte Marke zu entwickeln.
Ein Beispiel: Neuer Brand für eine CBD-Nahrungsergänzungsmittel mit ChatGPT
Um zu veranschaulichen, wie generative KI problematisches Branding erzeugen kann, habe ich ChatGPT gebeten, einige Namen für ein neues, innovatives Nahrungsergänzungsmittel auf CBD-Basis zu entwickeln und dabei insbesondere auf die Schutzfähigkeit der Marken zu achten. Das Ergebnis war ernüchternd.
„Natürlich, ich werde darauf achten, dass die vorgeschlagenen Marken ausreichend Unterscheidungskraft haben. Hier sind fünf kürzere und prägnantere Markenvorschläge für CBD-Nahrungsergänzungsmittel mit ausreichender Unterscheidungskraft:
1. ZenSoul: Dieser Name verbindet das Konzept von Gelassenheit (Zen) mit der Essenz des inneren Selbst (Soul), was eine einprägsame und distinctive Marke schafft.
2. VitalVibes: VitalVibes betont die lebenswichtige Energie (Vital) und positive Ausstrahlung (Vibes), was eine einzigartige und differenzierte Marke schafft.
3. CalmQuell: CalmQuell kombiniert das Gefühl von Ruhe und Entspannung (Calm) mit einer natürlichen Quelle der Erneuerung (Quell), was eine auffällige und unverwechselbare Marke schafft.
4. NaturaNexa: NaturaNexa vereint die natürliche Herkunft (Natura) mit einem neuen, innovativen Ansatz (Nexa), was eine einzigartige und markante Marke schafft.
5. HarmonyHaven: HarmonyHaven kombiniert das Gefühl von Ausgewogenheit und Harmonie (Harmony) mit einem Ort des Wohlbefindens und der Zuflucht (Haven), was eine distinctive und ansprechende Marke schafft.“
Bei 4 der 5 Vorschläge habe ich erhebliche Zweifel, ob sie als Wortmarke eingetragen werden können. Lediglich „NaturaNexa“ dürfte diese Voraussetzung erfüllen. Darüber hinaus hat eine einfache Markenrecherche ergeben, dass einige Namen problematisch sein könnten.
Fazit
Der Einsatz von generativer KI in der Markenentwicklung bietet zweifellos beeindruckende Möglichkeiten, doch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass diese Technologie die menschliche Kreativität und das Urteilsvermögen nicht ersetzen kann. Obwohl KI-Systeme in der Lage sind, aus Daten zu lernen und neue Inhalte zu generieren, fehlt ihnen oft das Verständnis für die feinen Nuancen, die eine starke und schutzfähige Marke ausmachen. Die Entwicklung einer erfolgreichen Marke erfordert nicht nur kreative Inspiration, sondern auch eine gründliche Analyse des Marktes und der rechtlichen Rahmenbedingungen. Während generative KI in der kreativen Phase hilfreich sein kann, bleibt menschliches Fachwissen unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Marke nicht nur einzigartig ist, sondern auch den rechtlichen Anforderungen entspricht und erfolgreich eingetragen werden kann.
„KI kann gute Ideen liefern, aber letztendlich sind es die Menschen, die den Unterschied ausmachen, wenn es darum geht, eine erfolgreiche Marke aufzubauen und zu schützen.“ Sylvio Schiller